Literatur

Die Wahrheit über das Lügen (Benedict Wells)

Zwei Männer finden sich in einem Raum ohne Fenster und Türen wieder, ohne Erinnerung daran, wie sie an diesen obskuren Ort gelangten. Das einzige Objekt im Raum ist eine Tischtennisplatte mit dem entsprechenden Zubehör. Eine junge Schriftstellerin wird von einer Muse geküsst und lässt sich auf ein gemeinsames Leben mit jener magischen Gestalt ein. Der berühmte Regisseur Adrian Brooks beschließt nach Jahren die Geschichte seines Erfolgs zu erzählen: wie er in die Vergangenheit reiste und George Lucas die Idee zu Star Wars stahl. Am Weihnachtsabend bricht unter den Büchern einer Bibliothek die altbekannte Diskussion los, welchem Buch die Ehre zuteilwerden soll, eine Weihnachtsgeschichte vorzulesen. Ein Mann bricht am Geburtstag seines Sohnes zu einer Wanderung auf, von der der als ein Anderer zurückkehren wird. Ein Ort, an dem niemand sein möchte, wird für eine Gruppe Kinder trotz allem zu einem Zuhause.

Bei Die Wahrheit über das Lügen handelt es sich um eine Sammlung von 10 Kurzgeschichten aus verschiedenen Jahren der bisherigen Schaffensperiode Benedict Wells’. Die Mischung der Geschichten, die Kreativität und Originalität der einzelnen Titel hat mich wahrlich begeistert. Keine Geschichte gleicht der anderen und doch hat mich jede von ihnen erreicht, berührt und zum Nachdenken angeregt. Manche Geschichten kommen aus dem unmittelbaren Alltag der Menschen, skizzieren deren Familienleben, deren Hoffnungen und Einsamkeit. Andere muten wiederum skurril, fantastisch und mitunter fast unheimlich an. Die Begeisterung für den feinsinnigen und sprachlich überzeugenden Stil Benedict Wells‘, die sich bei mir während des Lesens von Vom Ende der Einsamkeit und Spinner manifestierte, wurde mit Die Wahrheit über das Lügen, noch einmal bestätigt. Am besten haben mir die Kurzgeschichten Ping Pong, Die Muse, Die Wahrheit über das Lügen, die Wanderung und Die Fliege gefallen, aber auch die anderen Geschichten habe ich gerne gelesen.
Einmal statt eines zusammenhängenden Romans mehrere Kurzgeschichten zu lesen, war eine, für mich neue und erfrischende Erfahrung. Durch die unmittelbare Art und Weise des Erzählens, war ich trotz der Kürze der einzelnen Geschichten immer schnell mitten im Geschehen und ganz nah dran an den Gedanken und Gefühlen der Protagonisten. Für mich ein richtiges Highlight und eine absolute Leseempfehlung für jedermann.