Die Ladenhüterin (Sayaka Murata)
Keiko Furukara ist, seit sie denken kann, anders als andere Menschen. Gefühle sind für sie unergründlich, ähnlich wie das Bedürfnis nach Liebe und körperlicher Nähe. Damit hat sie sich zur Außenseiterin, zum Sonderling gemacht. Mit Anfang zwanzig aber eröffnet in der Stadt ein neuer, 24 Stunden geöffneter Supermarkt, bei dem Keiko sich als Aushilfe bewirbt. Was als Gelegenheitsjob beginnt, wird für die junge Frau jedoch bald zum Inhalt ihres Lebens, sie liebt die geregelten Abläufe und die Ordnung im Laden, geht in ihrer Rolle als Mitarbeiterin völlig auf. Auch nach Schichtende begleitet sie der Supermarkt, zu den Geräuschen ihres Job schläft Keiko abends ein. Als sie mit Mitte dreißig noch immer dem Aushilfsjob nachgeht, werden die fragenden Blicke von Freunden und Familie immer deutlicher. Der neue Mitarbeiter ist da vielleicht die perfekte Lösung für Keiko, doch kann das gut gehen?
Innerhalb eines Vormittags habe ich den knapp 150 Seiten Roman der japanischen Autorin Sayaka Murata ausgelesen. Die Geschichte wird chronologisch aus der Perspektive von Keiko erzählt, die auch immer Einblicke in ihre Vergangenheit und Kindheit gewährt. Durch Keikos distanziertes Wesen wird die Erzählweise präzise und schnörkellos, dies liest sich jedoch sehr unmittelbar, durchaus spannend und teils sogar sehr amüsant. Der Kern bleibt jedoch ein ernster: Ausgrenzung, Gesellschaftsdruck und die Frage nach Mutterschaft und Partnerschaft spielen hier eine Rolle. Die Art und Weise wie Keiko von ihrem Umfeld teils behandelt und permanent bewertet wird, setzte mir da doch zu. Ich habe Die Ladenhüterin gerne gelesen, ein wenig fehlten mir aber die emotionalen Anknüpfungspunkte, über die ich so richtig Zugang hätte finden können. Für mich ein intelligenter, unterhaltsamer Roman, der mich jedoch nicht völlig aus den Socken hauen konnte.