Auerhaus (Bov Bjerg)
Süddeutschland in den 1980er Jahren: Frieder hat versucht sich umzubringen. Um ein Auge auf ihren Freund zu haben, aber auch um den wohlsortierten Erwartungshaltungen der Eltern zu entkommen, beschließen Frieders drei beste Freunde Höppner, Vera und Cäcilia mit diesem in eine Art WG zu ziehen. Ein Haus steht leer, die Eltern sind einverstanden: So entsteht das Auerhaus, frei nach „Our house“ von Madness. Bald kommen zu den vier Schülern noch Harry und Pauline hinzu, die Frieder in der psychiatrischen Anstalt kennen gelernt hat. Aus dem anfangs verwahrlosten Haus machen sich die Jugendlichen ein Zuhause, feiern Partys, lernen zusammen fürs Abitur, übernehmen Verantwortung und sind mit derselben nicht selten überfordert. Zunächst funktioniert das neue Leben, die neu gewonnene Freiheit gut, doch bald wir den Freunden klar, dass das Auerhaus nicht für immer sein kann.
Auerhaus von Bov Bjerg hat mir wirklich sehr gut gefallen. Die Sprache ist recht einfach, manchmal fast stakkato-artig gehalten, was in meinen Augen aber sehr gut zum Buch passte und die jeweiligen Gefühle und Stimmungen authentisch auf den Punkt brachte. Ein paar Stellen habe ich mir sogar markiert, weil ich sie so treffend formuliert fand. Erzählt wird die Geschichte von Frieders bestem Freund Höppner, der einen durch das ganze Buch begleitet. Alle Figuren, mit ihren jeweiligen Geschichten und Eigenarten sind mir recht schnell ans Herz gewachsen, auch, wenn auf den knapp 230 Seiten nicht jede Figur so umfassend beleuchtet wurde. Das Gesamtgefüge passte: Manche Szenen des Zusammenlebens im Auerhaus ließen mich schmunzeln, andere machten mich nachdenklich oder bedrückten mich. Diese vielschichtige Verbindung von Trauer und Komik ist Bov Bjerg sehr gelungen, auch den Abschluss des Buches fand ich rund. Für mich ein absolut lesenswerter Coming of Age Roman über Freundschaft, Liebe und das erwachsen werden, der mich sowohl berührt als auch unterhalten hat.