Wenn Martha tanzt (Tom Saller)
Im Jahr 2000 entdeckt der Germanistikstudent Thomas Wetzlaff das Tagebuch seiner Urgroßmutter Martha. Erstaunt findet er darin einige Originalskizzen von Künstlern wie Paul Klee und Wasily Kandinsky, ein Fund, der die Kunstwelt aufhorchen lässt. Für Thomas birgt das Tagebuch jedoch vor allem eins: Die Geschichte seiner Familie. Martha wird im Jahr 1900 in einem Dorf in Pommern geboren. Weil der Vater Kapellmeister ist, lebt sie mit ihren Eltern und wechselnden Musikern in einem großen, von Musik erfülltem Haus. Als junge Frau wird sie von Walter Gropius persönlich für die Bauhausschule in Weimar zugelassen und kommt dort in Kontakt mit verschiedenen zeitgenössischen Künstlern. Sie selbst entdeckt ihr Talent für den Ausdruckstanz und schließt in Weimar Freundschaft mit der Fotografin Ella Held. Doch nach der Schließung der Schule durch die Nazis verliert sich Marthas Spur. Kann Thomas herausfinden, was damals wirklich geschehen ist?
Auf wiederholte Empfehlung meiner Kollegin hin, habe ich nun endlich Wenn Martha tanzt gelesen und war sehr positiv überrascht. Tom Saller hat es geschafft eine Geschichte zu erzählen, die gleichermaßen spannend, emotional und historisch interessant ist. Dass die Handlung immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt, hat mir sehr gefallen. Grundsätzlich mochte ich Sallers Schreibstil, er schreibt flüssig, gefühlvoll und bringt die Dinge trotzdem auf den Punkt. Man fliegt wirklich nur so durch die Seiten und wird von beiden Handlungssträngen förmlich eingesogen. Die Geschichte des Bauhauses und die insgesamt angespannte Stimmung der 20er und frühen 30er Jahre wurden hier sehr anschaulich und machten mich neugierig darauf noch mehr über jene kurzlebige Institution zu erfahren. Am Ende wurde es richtig spannend und einige Twists ließen mich den Roman gar nicht mehr aus der Hand legen. Für mich ein richtiges Highlight und eine große Empfehlung für euch.