Die Geschichten Sammlerin (Jessica Kasper Kramer)
Die zehnjährige Ileana, die 1989 mit ihren Eltern in einer kleinen Wohnung im rumänischen Bukarest lebt, sammelt Geschichten. Märchen, Erzählungen aus der Schule oder solche, die sie allein erfindet, wie ihr Onkel Andrei, der Schriftsteller ist. Doch Onkel Andreis Texte sind nicht erfunden, sondern wahr und deshalb gefährlich. Im kommunistischen Rumänien, wo die Geheimpolizei Securitate mit ihren zahlreichen Spitzeln die Bevölkerung überwacht und wo Zensur, Meinungsäußerungsverbote und Propaganda auf der Tagesordnung stehen, bedeutet ein falsches, regimekritisches Wort die gnadenlose Verfolgung. Und so verschwindet Onkel Andrei mit einem Mal und bringt damit Ileanas ganze Familie in Gefahr. Sie wird von ihren Eltern aufs Land fortgeschickt, wo sie fortan bei ihren Großeltern lebt. Aber ist sie hier wirklich sicher? Die Thematik, mit der sich Die Geschichtensammlerin beschäftigt fand ich äußerst interessant, auch, weil ich bisher über die rumänische Revolution so gut wie gar nichts wusste. Trotzdem war ich mit der Umsetzung nicht hundertprozentig zufrieden. Das Buch wird aus der Perspektive von Ileana erzählt, was ich etwas anstrengend zu lesen fand. Für ihr Alter von 10 Jahren fand ich ihr Verhalten und ihre Sprache unrealistisch reif, zwischendurch tauchten dann aber plötzlich eher kindliche Wörter auf, die nicht recht zum Rest passen wollten. Die eigentliche Handlung wird mehrmals von der Erzählung eines Märchens unterbrochen. Das war ganz nett, hätte meiner Meinung nach, aber weniger ausführlich sein können. Auch fehlten mir die Emotionen, die Angst und Beklemmung wurden leider nur selten richtig spürbar. Somit war Die Geschichtensammlerin für mich zwar ein spannendes, kurzweiliges Buch mit interessanter Handlung, die Erzählweise als solche konnte mich aber nicht richtig überzeugen.