Der Kinderzug (Michaela Küpper)
Die junge Lehrerin Barbara Salzmann unterrichtet an einer Mädchenschule in Essen. Doch es herrscht Krieg, Deutschland wird von den Feinden immer öfter beschossen und Schulen werden geschlossen, wenn nicht sogar zerbombt. Zahlreiche Eltern entscheiden sich dazu ihre Kinder im Rahmen der Kinderlandverschickung, einer Organisation der HJ und der Reichsjugendführung, in Gruppen aufs Land zu schicken. Barbara wird mit einer Gruppe Mädchen und der Familie des Rektors auf die Reise nach Usedom geschickt, wo die Kinder zunächst in einem komfortablen Lager am Meer unterkommen. Unter ihnen die Schwestern Gisela und Edith, deren Beziehung durch die KLV nicht nur einmal auf eine Probe gestellt wird. Dann aber muss das Lager evakuiert werden und die Gruppe macht sich erneut auf den Weg, der sie von einer provisorischen Herberge zur nächsten führt. Eine Odyssee beginnt, die weitaus länger als die angedachten drei Monate andauert…
Weil ich das Thema Kinderlandverschickung interessant fand, hierüber bisher aber wenig gelesen habe, griff ich zu Michaela Küppers Roman Der Kinderzug. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, aus verschiedenen Gründen konnte es mich aber nicht ganz so einnehmen, wie ich erhofft hatte. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, dabei stehen abwechselnd Barbara, Gisela, Edith und Karl, ein ebenfalls in der KLV involvierten Schüler, im Vordergrund. Insgesamt fiel es mir eher schwer eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen, diese wirkten auf mich eher zurückhaltend und wurden durch ihre nationalsozialistische Gesinnung nicht unbedingt sympathischer. Ich folgte der Handlung dennoch gerne, insbesondere als es richtig losging und die lange Reise der Mädchen begann. Die Sichtweise der Kinder auf das Geschehen und die historischen Aufarbeitung fand ich gelungen und interessant. Am Ende häuften sich aber die Zufälle in der Handlung so sehr, dass das Ganze etwas unglaubwürdig wurde. Interessant, durchaus spannend, aber nicht 100% überzeugend.