Hamster im hinteren Stromgebiet (Joachim Meyerhoff)
Joachim Meyerhoff ist nicht nur erfolgreicher Theaterschauspieler, sondern auch Schriftsteller. Seit 2011 nimmt er seine Leser auf Reisen zu den skurril anmutenden Schauplätzen seiner Kindheit und Jugend mit und begeistert damit ein großes Publikum. Im Alter von 51 Jahren aber erleidet der Schauspieler einen Schlaganfall, muss auf der Intensivstation eines Wiener Krankenhauses behandelt werden und sich einer Langsamkeit und Ruhe hingeben, der er in seinem Alltag stets auszuweichen versuchte. Inmitten von seltsam anmutenden Mitpatienten, Hamsterhorden und Ballettübungen beginnt er sich ins Leben zurück zu kämpfen und entflieht dabei in Erinnerungen an Reisen und Erlebnisse mit seinen Kindern dem Krankenhausalltag. Kann das Leben nach dem Vorfall einfach weitergehen? Und können Komik und das Erzählen dabei helfen?
Ich bin großer Meyerhoff Fan und habe die vorherigen Bücher des Autors mit Freude gelesen. Auch Hamster im hinteren Stromgebiet gefiel mir sehr, auch wenn die Thematik durchaus ernst, das Buch in seiner Ehrlichkeit auch traurig ist. Wie auch zuvor gelingt Meyerhoff die Balance zwischen Tragik und Humor auf voller Linie, manche Szenen brachten mich zum Lachen, andere Überlegungen und Erlebnisse stimmten mich nachdenklich und traurig. Meyerhoff begleiten wir bei seiner Zeit im Krankenhaus, genauso wie bei seinen Erinnerungen an vorherige Erlebnisse. Die lockerte in meinen Augen das Buch auf, auch wenn der Bezug der einzelnen Episoden zur Krankheit deutlich bleibt. Ich mag den Schreibstil des Autors sehr: Authentisch, warmherzig und mit stets treffenden Worten führt er einem die Fragilität der Existenz vor Augen, ohne dabei deprimierend zu sein. Das Buch ist von der Erzählweise her zwar etwas anders als seine Vorgänger, Meyerhoffs wunderbare Stimme tritt hier aber deutlich hervor und gibt dieser sehr persönlichen Geschichte einen ganz bestimmten Ton. Aus einer schlimmen Zeit heraus hat Meyerhoff ein tragisch-komisches Buch mit Fingerspitzengefühl geschaffen, das mich erneut sehr beindruckte.