Unterleuten (Juli Zeh)
Unterleuten ist ein Dorf in der Brandenburgischen Provinz. Obwohl nur eine Stunde von Berlin entfernt, herrschen hier die Liebe zur Natur und die Idylle, so scheint es jedenfalls. Von der Gemütlichkeit des Landlebens und den Vögeln ringsum angelockt, wollen auch Jule, ihr Mann Gerhard und die kleine Tochter in Unterleuten einen Neuanfang wagen. Genau wie Linda und Frederik, die ein Haus erworben haben und darauf hoffen, eine Pferdezucht betreiben zu können. Doch das Dorf ist ein Konfliktkessel, in dem die alten Herren Kron und Dombrowski seit der Wende ihre Fehde führen. Als eine Investmentfirma plant, einen Windpark auf der Unterleutener Heide zu bauen, brechen alte Streitigkeiten wieder auf und jeder versucht die Ereignisse für seine eigenen Zweck zu nutzen. Schnell stecken die Zugezogenen mittendrin im Krieg um Land, Anerkennung und Traditionen, der bald schon zu eskalieren droht.
Ich fand Unterleuten ganz, ganz großartig und habe endlich verstanden, wieso mir dieses Buch von allen Seiten schon so oft ans Herz gelegt worden ist. Die Geschichte, die sich innerhalb weniger Monate abspielt, wird aus der Perspektive mehrerer Dorfbewohner erzählt, darunter sowohl Alteingesessene als auch Neuankömmlinge. Ich bekam schnell einen Überblick über die Akteure und je mehr ich über die Figuren und deren Geschichten erfuhr, desto stärker zog mich das Buch in seinen Bann. Dass ein „Dorfroman“ so spannend, tiefgründig, vielschichtig und unterhaltsam sein kann, hätte ich nicht gedacht. Es gibt hier nicht die Guten und die Bösen, nicht die eine Lösung, die eine Hauptfigur. Die Dynamik innerhalb der Haushalte, die alten Geschichten, die Konflikte zwischen Tradition und Neuaufbruch, all das machte Unterleuten für mich zu einem fesselnden, bewegenden Roman, durch dessen Seiten ich nur so rauschte. Juli Zeh hat einen feinfühligen, authentischen Blick auf das Zusammenspiel von Menschen und einen wunderbaren Stil. Ich bin sehr, sehr verliebt.