Strafe (Ferdinand von Schirach)
Ferdinand von Schirach erzählt in seinem Buch Strafe zwölf Kurzgeschichten aus der Welt der Justiz, die sich mit ganz verschiedenen Menschen und deren Schicksalen beschäftigen. Diese Menschen kommen auf unterschiedlichste Weise mit den Themen Verbrechen, Schuld und Strafe in Berührung. Sie alle haben ihre eigenen Geschichten und Hintergründe, die meisten geprägt durch ein Gefühl von Einsamkeit, die ein Urteilen fast unmöglich und darüber hinaus deutlich machen, dass die Welt nicht bloß schwarz und weiß ist. Beispielsweise geht es um einen Mann, der seine Gummipuppe liebt, eine betrogene Ehefrau, die vielmehr zufällig ihren Ehemann verunglücken lässt oder um eine junge Anwältin, die nach dem Einstieg in eine Kanzlei in Konflikt mit ihrem eigenen Gerechtigkeitsgefühl gerät.
Strafe war mein erstes Buch von Schirach und wird mit Sicherheit nicht mein Letztes sein. Ich habe glaube ich noch nie ein Buch wie dieses gelesen. Ferdinand von Schirachs Sprache ist schnörkellos, lakonisch und ohne jede Wertung. Trotz oder gerade wegen des prägnanten Stils blieben bei mir die Gefühle und die Betroffenheit während des Lesens nicht aus. Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass durch die klaren Darstellungen umso mehr Raum für eigene Gedanken und Emotionen bleibt, die ich nach jeder einzelnen Geschichte erst einmal sacken lassen musste. Die Kapitel waren in sich stimmig, spannend und ließen sich allesamt flüssig und schnell lesen. Der Einblick in die Bereiche der Juristik und die Psychologie waren für mich interessant und regten zum Nachdenken an. Während ich zuvor nicht sicher war, ob Ferdinand von Schirach, das „Richtige“ für mich ist, war ich wirklich positiv überrascht und kann das Buch nur weiterempfehlen.