Porträt einer Ehe (Maggie O’Farrell)
Lucrezia wird als Tochter von Cosimo I. de Medici und Eleonora von Toledo in eine der mächtigsten Familien der italienischen Renaissance hineingeboren. Das sensible Mädchen wächst im Palast in Florenz auf wie in einem goldenen Käfig. Von ihren Geschwistern wird Lucrezia, die sich für Kunst und Naturkunde mehr begeistern kann als für das höfische Leben, meist missverstanden. Als Maria, ihre ältere Schwester stirbt, soll Lucrezia, gerade zwölf, an deren Stelle an Marias Verlobten, Alfonso II. d’Este, verheiratet und Herzogin von Ferrara werden. Gemeinsam mit ihrer Zofe Sofia kann Lucrezia die Hochzeit durch eine List verzögern, doch wenig später führt kein Weg mehr an der gefürchteten Ehe vorbei. Fünfzehn Jahre als ist Lucrezia, als sie Alfonso heiratet und mit diesem nach Ferrara geht. Zu ihrem Ehemann fühlt sich die junge Frau zunächst hingezogen, doch das Leben am fremden Hof birgt Einsamkeit, Gefahren und Intrigen, auf die Lucrezia niemand vorbereitet hat.
Tatsächlich konnte mich Maggie O’Farrells neues Buch Porträt einer Ehe noch mehr überzeugen als das vorangegangene Judith und Hamnet. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir ehrlicherweise schwer, ich war erst nicht begeistert von den oft recht detaillierten Beschreibungen und hatte den Eindruck, das die Handlung nur langsam anlief. Nach ca. 50 Seiten war ich dann aber ganz in der Geschichte angekommen und schätzte die atmosphärischen Schilderungen immer mehr wert, die mich gänzlich ins 16. Jahrhundert abtauchen ließen und großartige Recherchearbeit der Autorin beweisen. Lucrezia schloss ich bald sehr ins Herz und konnte auf das, was ihr (und vielen anderen Frauen damals wie heute) widerfährt oftmals nur mit Bestürzung und Mitgefühl reagieren. Obwohl O’Farrell dem Buch einen knappen Verweis auf Lucrezias reale Biographie voranstellt, kam mit der Zeit immer mehr Spannung auf, die sich zum Ende hinweg stetig steigerte. Ein dicht erzählter, interessanter Historienroman, der mich mit der starken und authentischen Protagonistin trotz Anfangsschwierigkeiten in seinen Bann ziehen konnte.