Im Wasser sind wir schwerelos (Tomasz Jedrowski)
Polen, 1980: Schon seit er klein ist, hat Ludwik das Gefühl anders zu sein als die anderen Kinder. Ludwik mag Jungs, später schließlich Männer, und begehrt diese mehr als die Frauen um ihn herum. Als er nach dem Examen an einer Studienfahrt teilnimmt, lernt er Janusz kennen. Die Anziehung zwischen den beiden jungen Männern ist schnell spürbar. Sie kommen sich nahe und verbringen zahlreiche Stunden an einem entlegenen See. Hier erleben sie, verborgen vor den Augen ihrer Mitreisenden, Liebe und Intimität. Doch der Sommer geht vorbei und die Studenten kehren zurück in die Stadt, wo eine offene homosexuelle Beziehung undenkbar ist. Die Unsicherheit und das Versteckspiel ihres Alltags zerreißen Ludwik immer mehr. Er will das kommunistische Polen hinter sich lassen und gen Westen fliehen, doch Janusz ist anderer Meinung und ordnet sich im System ein, statt zu rebellieren. Kann ihre Liebe den Schwierigkeiten trotzen?
Mit Im Wasser sind wir schwerelos hat Tomasz Jedrowski auf 200 Seiten eine gefühlvolle, nachdenkliche und wundervoll geschrieben Geschichte geschaffen, die mich sehr berührte. Die Handlung wird aus der Perspektive von Ludwik erzählt, einem schwulen Studenten, dessen Bedürfnis nach Freiheit immer stärker wird, und der sich deshalb in einem inneren Konflikt wiederfindet. Die sommerliche Atmosphäre und die aufkeimenden Gefühle des jungen Paares wurden von Jedrowski ebenso glaubhaft eingefangen wie die politischen Konflikte und die gesellschaftlichen Umbrüche jener Zeit. Ludwiks Gefühle, seine Zuneigung zu Janusz aber auch seine Wut und Angst wurden für mich absolut fühlbar. Der Roman liest sich insgesamt flüssig und leicht, Jedrowskis Sprache ist melancholisch, poetisch und feinfühlig gleichermaßen, wirkt dabei aber nie pathetisch oder schwülstig. Ein lesenswertes Buch, das eine wunderbare Liebesgeschichte gelungen mit den politischen und gesellschaftlichen Themen der Zeit verknüpft. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen.