Die verschwindende Hälfte (Brit Bennett)
Die eineiigen Zwillinge Stella und Desiree werden in den 1950er Jahren in einem amerikanischen Dorf namens Mallard geboren. Die Menschen hier sind vor allem auf eines stolz: Darauf, dass ihre Kinder trotz schwarzer Vorfahren von Generation zu Generation hellhäutiger werden. Obgleich unzertrennlich, sind die Zwillinge in ihren Persönlichkeiten doch sehr verschieden. Stella ist beherrscht und strebsam, Desiree laut und wild. Nur in einem sind sie sich einig: Hier, in diesem Kaff mit seinen zweifelhaften Werten wollen sie nicht bleiben. Mit sechzehn fliehen sie nach New Orleans, wo sich ihre Wege schon bald auf unwiderrufliche Weise trennen. Stella nutzt ihre Chance, gibt sich als Weiße aus und beginnt ein neues, privilegierteres Leben, während Desiree den schwärzesten Mann heiratet, den sie finden kann. Viele Jahre später kehrt Desiree mit ihrer Tochter Jude nach Mallard zurück, von Stella aber fehlt jede Spur. Ist sie noch da draußen? Und gibt es einen Weg, noch einmal zueinander zu finden?
Ich habe mich sehr auf das Lesen von Die verschwindende Hälfte gefreut und bin froh sagen zu können, dass es mir genauso gut gefallen hat, wie erhofft. Die Geschichte spielt zwischen den 50er und den späten 80er Jahren. Zunächst stehen vor allem Stella und Desiree im Vordergrund, im weiteren Handlungsverlauf aber auch immer mehr deren Töchter. Dabei wandert der Fokus immer wieder von einer zur anderen Figur. Ich habe die Charaktere als sehr vielschichtig und nahbar empfunden. Ihre Geschichten, die kleinen Geschichten, genau wie die große Gesamtgeschichte, haben mich gleichermaßen gefesselt und berührt. Die behandelten Themen (Rassismus, White Passing, Familie, Liebe, Transsexualität, Verlust etc.) wurden hier in einer wunderschön erzählten Geschichte gekonnt miteinander verbunden, das Lesen war somit spannend, bewegend aber auch einfach bereichernd für mich. Bennetts Schreibstil hat mir ebenfalls sehr gefallen, das Buch liest sich sehr gut und wartet mit einigen literarischen Schätzchen auf. Für mich ein ganz grandioser Roman, den ich jedem ans Herz legen kann.