Die letzten Tage des Patriacharts (Margarete Stokowski)
In ihrem Buch Die letzten Tage des Patriarchats versammelt Margarete Stokowski eine Auswahl der Kolumnen, die von ihr zwischen 2011 und 2018 in der taz und auf Spiegel Online erschienen sind. Sie schreibt darüber wie ab- oder anturnend Dialekt sein kann und stellt die Frage danach, wieso es, auch historisch, fast ausschließlich Frauen sind, die in Sexboykott gehen. Darüber was am Vorwurf, Flirten sei heute nicht mehr möglich, dran ist, und was bei ihrem „Sind Sie Feministin?“-Persönlichkeitstest der Glamour raus kam. Warum gibt es die „We should all be feminists“-Aufdrucke nur auf Damenklamotten und wieso ist Frauensolidarität heute so wichtig? Was hat es mit der Hexenjagd-Metapher auf sich und in welchem Zusammenhang stehen Schuhe und die Frauenquote? Stokowski plädiert für mehr dicke Mädchen in Leggins und weniger Hass im Internet, sie macht deutlich, dass es „ein bisschen homophob“ nicht gibt oder dass die gesetzliche Verankerung von Intersexualität für alle ein Gewinn ist.
Ich habe Margarete Stokowskis zweites Buch Die letzten Tage des Patriarchats als thematisch wesentlich zerstreuter empfunden als ihr Debüt Untenrum frei. Feminismus schwingt im Grundton aller Texte genauso mit wie Stokowski feiner Sarkasmus und ihre treffende, direkte Art. In einigen Kolumnen steht aber auch der Kampf gegen Rassismus, Diskriminierung und Sexismus im allgemeinen (nicht nur gegen Frauen) im Vordergrund. Mir hat diese Themenvielfalt sehr gefallen und ein Großteil der Texte konnte mich abholen, obwohl einzelne politische Situationen nicht mehr 100% aktuell sind (worauf Stokowski aber auch hinweist). Spannend fand ich auch, dass die Autorin die Kolumnen kontextuell einbettet und auch über die Resonanz zu einzelnen resümiert. Auch, wenn nicht alles neu für mich war, konnte ich diesem Buch sehr viel abgewinnen und denke, dass ich noch öfter in den ein oder anderen Text hineinlesen werde, das geht leicht, denn durch die Oberkapitel sind die Kolumnen thematisch sortiert. Ein Buch, das ich jedem ans Herz legen kann.