Der Report der Magd (Margaret Atwood)
Desfred hat die Position einer Magd im totalitären, von religiösen Fundamentalisten gegründeten Staat Gilead. Als Magd hat sie, genau wie alle anderen Frauen, keine Rechte mehr, darf nicht lesen und hat auch sonst eigentlich nur eine Funktion: weil nach einer atomaren Katastrophe nur noch wenige Frauen gebärfähig sind, wird sie dem Haushalt des Kommandanten Fred Waterfords und dessen Ehefrau zugeteilt, und soll für diese nach biblischem Vorbild Kinder zeugen, so wie es alle Mägde tun. Der euphemistisch als „Zeremonie“ betitelte Geschlechtsakt findet einmal im Monat statt. Desfred, die sich nach ihrem Mann und ihrer, ihr weggenommenen Tochter sehnt, kann sich nur an einer Sache festhalten: Der Hoffnung darauf, eines Tages zu entkommen und ihr selbstbestimmtes Leben zurück zu gewinnen.
Den Report der Magd habe ich bereits Anfang des Jahres gelesen und war von der Erzählung von Margaret Atwood schwer beeindruckt. Die Geschichte hat mich erschrocken, wachgerüttelt und tief bewegt, dabei ist sie keineswegs so weit entfernt von der Realität, wie man im ersten Moment vielleicht denken mag. Margaret Atwoods Sprache ist sehr eindringlich und intensiv. Desfred, deren echter Name einem bis zuletzt vorenthalten wird, beschreibt ihre Erfahrungen aus der Ich-Perspektive, so ist man stets sehr nah am Geschehen und kann sich in die unfassbaren gesellschaftlichen Strukturen und Desfreds Ängste und Hoffnungen gut einfühlen, was auch, vor allem zum Ende des Buches, eine Menge Spannung erzeugt. Margaret Atwood hat mit dem Report der Magd einen großartigen Roman geschrieben, der auf provokante und raffinierte Weise die Themen des religiösen Fanatismus, Sexismus und Rassismus verbindet und einen weit über das Lesen des Romans zum Nachdenken anregt. Wenn auch schon 1985 erschienen, verliert er nicht an Aktualität und ist ein Werk, das ich jedem ans Herz legen will.