Literatur

Der letzte weiße Mann (Mohsin Hamid)

Anders führt ein normales Leben, er arbeitet in einem Fitnessstudio und führt eine On-Off Beziehung mit der schönen Oona. Eines Tages aber, ist plötzlich alles anders. Anders blickt morgens in den Spiegel und erkennt sich selbst nicht wieder. Seine Haut ist nicht mehr hell, sondern dunkel. Mit der drastischen Veränderung kann Anders zunächst gar nicht umgehen, er spürt die Blicke der Menschen auf sich, wird plötzlich anders behandelt und angesehen als zuvor. Doch Anders ist nicht allein: Nach und nach verwandeln sich weitere Menschen und jeden Tag sieht man auf den Straßen mehr Leute mit dunkler Haut. Die übrigen Weißen fühlen sich von der Entwicklung bedroht, es kommt zu Aufständen, Gewaltausbrüchen und Angst in der Bevölkerung. Anders sucht Halt bei Oona und bei seinem Vater, der schwerkrank ist und in jenen Tagen des Umbruchs im Sterben liegt. Wird die Welt für immer zu einer anderen werden?

Mohsin Hamids Roman Der letzte weiße Mann zählt zarte 157 Seiten. 157 Seiten, auf denen der pakistanische Autor ein spannendes und berührendes Gedankenspiel entwickelt, das mich sehr beeindrucken konnte. Allein die Grundidee, auf der die parabelartige Geschichte aufgebaut ist, fand ich äußerst clever und originell. Ohne viel Geschnörkel und einer Sprache die sowohl klar als auch poetisch anmutet, stellt Hamid gängige Normalitätskonstruktion und das Konzept „Rasse“ in Frage, ohne, dass das Thema im Roman selbst richtig angesprochen wird. Dass hier so viel zwischen den Zeilen steht und man als Leser*in selbst sehr ins Nachdenken gerät, fand ich schön. Der Erzählstil und die Art und Weise mit der Hamid dieses stets aktuelle, so wichtige Thema umsetzt, empfand ich als besonders und sehr eindringlich. Auch die feinfühlige Darstellung der einzelnen Beziehungsgeflechte mochte wirklich gern. Für mich hätte das Buch sogar noch etwas länger sein können, die Verbindung zu den Figuren noch etwas tiefgehender. Insgesamt war ich von Der letzte weiße Mann aber echt angetan.