Der Erlkönig (Jérôme Loubry)
1986: Sandrine Vaudrier ist Journalistin und stammt aus Paris. Von dort aber hat es sie in die französische Provinz verschlagen, wo sie bei einer kleinen Zeitungsredaktion arbeitet. Als sie eines Tages das Schreiben eines Notars erreicht, ist die junge Frau irritiert. Ihre Großmutter Suzanne, die Sandrine selbst nie kennen lernte, ist verstorben und hat diese in ihrem Testament bedacht. Widerwillig macht sich Sandrine auf zu der verlassenen Insel, auf der die alte Frau zurückgezogen und ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt lebte. Schnell merkt Sandrine, dass die wenigen Inselbewohner ein dunkles Geheimnis wahren, das ihnen das Verlassen der Insel verbietet. Wenige Tage nach ihrer Abreise findet man die Journalistin am Ufer des Festlands: Verstört, wortkarg und mit blutgetränkten Kleidern. Die herbei gerufene Polizei sieht sich einem Rätsel gegenüber. Von was für einem Waisenhaus spricht Sandrine? Wieso erwähnt sie immer wieder ein Bootsunglück? Was ist auf der Insel wirklich passiert?
Ich habe die Lektüre von Der Erlkönig wirklich genossen und kann mich den Lobeshymnen, die ich hier teilweise schon lesen durfte, absolut anschließen. Das Buch spielt auf mehreren Zeitebenen, die größten Teile davon 1986 und 1949. Die Perspektiven- und Zeitwechsel gefielen mir dabei sehr, weil sie zunächst echt viele Fragezeichen entstehen lassen, deren Auflösung ich im Laufe der Handlung dann aber intensiv entgegenfiebern konnte. Jérôme Loubry schafft von Anfang bis Ende eine düstere, fast unheimliche Stimmung und baut seinen Thriller auf eine Weise auf, die für mich total neu und dadurch super interessant war. Es geht hier viel um die menschliche Psyche und nichts ist so, wie es im ersten Moment scheint. Viele Male konnte mich dieses Buch überraschen, ohne dabei je zu „abgedreht“ zu werden. Die Handlung ist komplex aber die kurzen Kapitel ließen mich nur so durch die Seiten fliegen. Trotz temporärer Verwirrungsmomente beim Lesen, hat mich dieser Thriller echt umgehauen. Große Empfehlung und Mal was echt anderes.