Literatur

Becks letzter Sommer (Benedict Wells)

Robert Beck ist siebenunddreißig Jahre alt und arbeitet als Lehrer für Musik und Deutsch an einem Gymnasium. Eigentlich wollte er Musiker werden, epische Songs schreiben und mit seiner Band um die Welt reisen, doch daraus wurde nichts. Jetzt steht seine Gitarre in der Ecke und sein Lehrerdasein nervt Beck genauso sehr, wie sein (nicht existentes) Liebesleben. Dann aber wird er auf den siebzehnjährigen Rauli Kantas aufmerksam, der aus Litauen stammt und seinen Musikkurs belegt. Rauli ist unscheinbar, nicht gut in der Schule, hat dafür aber ein ungeheures Talent, was Gitarre und Gesang betrifft. Durch Rauli entdeckt Beck seine Liebe zur Musik wieder, er schreibt Songs für den Jungen, organisiert dessen erstes Konzert und glaubt gemeinsam mit Rauli seinen alten Traum aufleben lassen zu können. Doch Rauli hat Geheimnisse und gibt Beck immer wieder Anlass zum Misstrauen. Ein Roadtrip nach Istanbul stellt die ungewöhnliche Freundschaft schließlich final auf die Probe…

Ich bin ja bekennender Benedict Wells Fan und Becks letzter Sommer war das einzige Buch, das ich von ihm noch nicht gelesen hatte. Ich hatte fast ein bisschen Angst vor der Lektüre, wurde aber auch dieses Mal nicht enttäuscht. Ich fand es beeindruckend, wie sich Benedict Wells, der beim Schreiben des Buches gerade 22 war, in den ausgebrannten Robert Beck hineinversetzt hat, und wie sich Beck im Laufe der Handlung zu einem vielschichtigen Charakter entwickelt, der sich Schubladen gänzlich entzieht. Die ganze Geschichte ist unterhaltsam, angenehm ungewöhnlich und wartet mit Humor und Melancholie gleichermaßen auf. Das Thema Musik wurde hier wunderbar miteingebunden, ohne dabei zu viel Raum einzunehmen. Die Sehnsucht des Lehrers nach der eigenen Genialität, das Loslassen und Wiederentdecken von Träumen, die labile aber spannende Freundschaft zwischen Beck und Rauli, all das wurde authentisch erzählt und greifbar. Ich stehe total auf Wells‘ klugen, aber auch irgendwie verspielten Schreibstil und fand es schön, wie er hier die Erzählebenen immer wieder aufbricht. Ja, ich mochte Becks letzter Sommer richtig gerne.