Kleine Freuden (Clare Chambers)
London, 1957: Jean Swinney ist Ende dreißig, lebt gemeinsam mit ihrer knauserigen Mutter zusammen und schreibt Haushaltskolumnen und Artikel für eine lokale Zeitung. Die Pflichten ihres Alltags prägen ihr Leben, die letzte Beziehung ist Jahre her und auch die Arbeit meist wenig spannend. Als sich jedoch eines Tages eine Frau namens Gretchen mit einem Brief an die Zeitung wendet, wittert Jean eine einzigartige Story. Gretchen nämlich behauptet ihre 12 Jahre alte Tochter Margaret sei ohne das Zutun eines Mannes entstanden. Jean beginnt zu recherchieren und lernt Gretchen, deren Mann Howard und Margaret bald auch persönlich kennen. Während für Jean anfangs noch im Vordergrund steht, herauszufinden, ob Gretchens Geschichte wahr sein könnte, stößt sie bei den Tilburys im Laufe ihrer vielen Treffen auf etwas, das sie nicht erwartet hätte: Freundschaft, Geborgenheit und Liebe. Doch stehen diese Gefühle nicht im Widerspruch zu ihrem Auftrag?
Ich habe Clare Chambers Roman Kleine Freuden als unterhaltsame Mischung aus Detektivroman, Liebesgeschichte und Familiendrama empfunden. Jean ist eine sympathische Hauptfigur, deren Entwicklung und innere Konflikte ich gerne verfolgte. Ihre Gefühle und deren Widersprüchlichkeit, die Art, wie sie sich ganz langsam ihre eigenen Träume und Bedürfnisse eingesteht, fand ich authentisch. Die Geschichte um Margarets Geburt bringt zusätzliche Spannung weil Jean sich hier nur sehr langsam einer Wahrheit annähert. Den Schreibstil fand ich etwas antiquiert, das passte aber ganz gut zur Zeit, in der die Geschichte spielt und ließ sich dennoch absolut flüssig lesen. Die Liebesgeschichte hätte ich nicht unbedingt gebraucht und auch die Bezugnahme auf das Zugunglück von Lewisham im Jahr 1957 wirkte auf mich leider etwas erzwungen. Ich habe Kleine Freuden gerne gelesen und fühlte mich durchweg gut unterhalten, völlig umgehauen hat mich der Roman aufgrund kleinere Schwächen aber nicht. Dennoch empfehle ich das Buch gerne jedem, der Lust auf eine Geschichte zum Abtauchen und Miträtseln hat.
Vielen Dank an @eisele_verlag für das Exemplar!
