Literatur

Der Unvollständige (Lukas Linder)

Mit 35 ist Anatol Fern noch immer auf der Suche nach dem großen Glück, der großen Liebe, dem wahren Leben. Nach dem gesellschaftswissenschaftlichen Studium arbeitet er als Allrounder im Pflegeheim, sein erster Roman mit dem Titel „Graues Brot“, wurde zwar veröffentlich, verirrt sich in der Buchhandlung jedoch immer wieder in die Kochbuchabteilung. Seine neue XXL-Comfort Matratze gehört ihm ganz für sich allein und während sein ehemals bester Freund Max als Autor tatsächlich erfolgreich und auf der ganzen Welt unterwegs ist, fristet Anatol ein recht unaufgeregtes Dasein. Einzig der 98-jährige Herr Gustav Gustav scheint Anatols Potential zu erkennen und bittet ihn nach Polen zu reisen, wo Anatol stellvertretend für Herrn Gustav dessen Vortrag auf einer Tagung zum Thema „Pilze“ halten soll. Die Reise ins Unbekannte nimmt Anatol zum Anlass ein neues Leben zu beginnen, doch das ist nicht so leicht, wie vorerst angenommen…

Der Unvollendete von Lukas Linder hat mir sehr gut gefallen, was vor allem an der charmanten Kombination von Tragik und Komik liegt. Sowas liebe ich sehr. Mit Anatol hat Linder einen in seiner Unbeholfenheit sehr liebenswerten Hauptprotagonisten erschaffen, den ich auf seiner, doch recht skurrilen Reise gerne begleitet habe. Auch Linders Sprache hat mir wirklich gut gefallen, so, dass ein paar Seiten mit besonders schönen Stellen direkt mit Klebezetteln versehen worden sind. Der Einblick in Anatols Gefühlswelt und in die Dynamik seiner Familie fand ich äußerst authentisch und trotz der grundmelancholischen Stimmung des Buches, musste ich viele Male schmunzeln oder sogar lachen, beispielsweise als Anatol die Anfrage eines Französischlehrers erhält, ob dieser mit seiner Klasse sein Buch übersetzen darf, da das „einfache Deutsch und die übersichtliche Handlung“, dafür sehr gut geeignet wären (will bestimmt jeder über sein Buch hören). Einzig das Ende war mir, wenn auch sprachlich schön, etwas zu offen gestaltet. Für mich ein erfrischender, feinfühliger Roman, den ich euch gerne ans Herz lege.

Vielen Dank an @keinundaberverlag für die Bereitstellung.